Kann das gelingen, gerecht anders leben? Wer schon mal versucht hat, Hausarbeit gerecht auf 5 unterschiedlich alte Familienmitglieder aufzuteilen, weiß, dass das nicht einfach ist. Auf dem Bundesrat 2024 der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden in Kassel wurden die Delegierten ermutigt, unser Scheitern in Sachen Gerechtigkeit einzugestehen. Blicke ich z.B. auf meine Elektrogeräte, dann muss ich zur Kenntnis nehmen, dass die Arbeiter, die diese hergestellt haben, viel weniger verdient haben als ich. Wenn ich in den Kühlschrank schaue, weiß ich manchmal nicht, was ich essen soll, weil die Auswahl so groß ist. Wir sind privilegiert. Freiheit, Demokratie und Wohlstand in unserem Land gehören zu dem, was Milliarden von Menschen auf diese Welt sich erträumen. Gerecht ist das nicht.
Wie gehen wir mit dieser Erkenntnis um? In unserer Gemeinde geben uns die Diakonissen ein Vorbild, die bereit waren, auf persönlichen Wohlstand zu verzichten. Aber auch, wer ein „bürgerliches“ Leben führt, kann einen Beitrag zu Gerechtigkeit leisten. Das Teilen des Einkommens oder bewusster Konsum sind dafür Beispiele. Weniger ist manchmal mehr und fair gehandelte und ökologisch produzierte Waren nützen auch mir selbst, auch wenn sie ein bisschen teurer sind.
Wir werden damit die Ungerechtigkeit in der Welt nicht beseitigen, aber daran werden wir auch nicht gemessen. Gott wird uns zur Rechenschaft über die anvertrauten Gaben ziehen. Nicht mehr und nicht weniger. Mit dem, was wir haben, können und sollen wir einen Beitrag leisten, um sein Reich auf dieser Welt zu bauen.
Jens Hobohm